
La Suisse et la France – Urlaub
Wenn man in den Urlaub fährt hat man ja eine bestimmte Vorstellung wie es wird. Bei uns ging es dieses Jahr zuerst in die Schweiz (da hatte ich nicht so Lust drauf, da meine Erinnerung an die Schweiz eine fürchterliche Magen-Darm-Entzündung nach einem Käse-Fondue vor über 40 Jahren war).
Ich erinnere mich deshalb so gut, da wir bei der Schwester einer Freundin zu Gast, nach besagtem Käse-Fondue zu Hause vor dem Fernseher sassen und einen schwarz-weiß-Film gesehen habe und mir wurde während der turbulent geschnittenen Abfahrt der SKI-Szene im Film so schlecht, dass ich es nicht mehr bis ins Klo aber dafür auf den teuren Teppich vor dem Klo schaffte. Merde!
Naja die Freude meiner Eltern war groß- die Haftpflicht sprang ein.
Aber ich schweife ab….es ging also in die Schweiz. An den Thuner See – genauer gesagt nach Gunten. Das Hotel (teuer und in die Jahre gekommen) lag fantastisch am See und hatten einen super schönen Blick auf die Berge. Leider war auch der Service in die Jahre gekommen. Nun ja so kannte ich es: alles schön langsam aber in jedem Fall: immer freundlich! Ganz wichtig.
Abends dann zum Italiener mit schöner Aussicht direkt am Wasser. Sehr schön aber hungrig sollte man in der Schweiz nirgends hingehen ….
Es kann dauern…. als das Essen dann kam war es wirklich sehr gut. Als wir nach dem Nachtisch fragten, kam der komplett gestresste Kellner (Ja das Lokal war zu 60 % belegt) zu uns und meinte, also den Nachtisch könnten wir frühestens ja frühestens (er wiederholte sich allen ernstes ) in einer Stunde bestellen, vorher würde es die Küche nicht schaffen bei dem Stress heute. Naja die Definition von Stress ist ja auch bei jedem eine andere.
Jetzt kommen wir mal zu dem schönen Teil (also neben der Gegend – zauberhaft). Was wirklich sehr angenehm ist, ist die Erziehung, die hier anscheinend noch viele genießen und von den Eltern an die Kinder gegeben werden.
Hier wird ‚bitte‘ und ‚danke‘ gesagt (und das von den Kindern und nicht wie bei uns von den Eltern) und es wird zur Seite gegangen wenn es eng wird auf dem Bürgersteig. Es ist mega sauber, da liegt auch wirklich nix auf der Straße, nicht mal Hunde-Häufchen. Alles ist sauber. Ich weiß nicht warum das bei uns nicht klappt. Da hat sich leider so eine laisifaire Art eingeschlichen. Bitte Danke kommt von den Eltern, es wird alles aus dem Auto geworfen, was nicht mehr gebraucht wird und Rücksicht ist ein Wort, dass einige nicht mal mehr schreiben können, geschweige den die Bedeutung kennen. Es schade, da könnte man sich mal n Scheibchen abschneiden. Es ist sehr erfrischend.
Nach zwei sehr schönen Tagen inklusive meiner todesmutigen Überquerung einer Hochbrücke ( also was mich da geritten hat) ging es weiter Richtung Frankreich.
Der Weg ist das Ziel war die Devise und so fuhren wir vorbei an Genf und schauten auf einen Café in Montreux vorbei bevor wir platt in Annecy ankamen.
Im Nachhinein sage ich mir: immer schön bei der Adresse genau hin sehen. Rue de la gare Ist meistens nahe dem Bahnhof aber….es stand da nicht: Fenster direkt über der Methadon-Ausgabe-Station. Also da hatte ich mich so was von „verbucht“. Das ging gar nicht – Sachen gepackt und raus aus dieser kleinen süßen Stadt mit viel Charme und kleinen Bistros und Bars mit vielen jungen Leuten. Also wir erhöhten den Altersdurchschnitt enorm. Ich kam mir vor wie auf Mallorca zur Zeit ein Abi-Feiern dort stattfinden
Nene das war es nicht, schnell umgebucht und raus aus dem Molloch.
Da es schnell gehen musste, fanden wir ein zauberhaftes kleines Hotel mit einem typischen französischen Frühstück und super charmantem Personal.
Am nächsten Tag dann weiter …
Richtung Menthon-Saint-Bernard…was für ein zauberhafter kleiner Ort mit einem Blick auf den Lac Annecy wunderbar! Das Wasser ist türkis und die Berge rahmen ihn ein. Der Blick aus dem Fenster war fantastisch. Ein Berg, der magisch war liegt am Ende des Dorfes und ist bis oben hin begrünt.
Das Hotel (La Palace) ruht sich ein bißchen auf seinen Sternen aus.
Die Zimmer schön, aber das Personal…puh. Erst vergassen Sie die Reservation für den Abend, allerdings nicht nur für uns sondern für mindestens 4 Paare. Der Oberkellner war völlig aus dem Häuschen und rannte wie ein aufgeschrecktes Huhn von links nach rechts…Stühle wurden über den Boden gezerrt und unter großem Theater alle anderen Kellner ebenso gescheucht. Also ich erwarte ja bei einem 5 Sterne Hotel ein bißchen mehr „Contenance“ .Ich fühlte mich wie in der Central Station NY zur Rush Hour. Unser Kellner schaute ab und zu bei uns vorbei und versuchte einigermaßen entspannt zu sein. Aber alles in allem war das das stressigste Abendessen, dass ich je erlebt habe.
Am nächsten Tag ging es weiter Richtung Süden.
Man meint ja das die kleinen Städte in Frankreich so zauberhaft sind wie im Film, kleine Geschäfte mit Blumen, ein Bistro und hübsche Menschen, die entspannt über den Bürgersteig schlendern. Nun ja die Realität sieht anders aus: es reihen sich Supermarkt, Spielhölle und Tatpo-Studio aneinander und ich kontrollierte an jeder Ampel ob auch unsere Knöpfe zu sind. Also die Romantik der Kleinstädte ist wohl lange her und man hat den Eindruck Corona hat hier auch die letzten kleinen Geschäfte den Gar ausgemacht. Die Menschen sehen nicht glücklich aus.
Wir steuerten unsere nächste Adresse an: Das Chateau Montreux ( der Name klingt vielversprechend, die Fotos auf der Seite waren etwas verschwommen und die Bewertung aus dem Jahr 2019 – zu spät gesehen). Wir fuhren also diese Straße (naja besser gesagt Feldweg) zum Chateau nach oben und als wir ankamen, traute ich meinen Augen nicht. Das Schloss sah aus wie von der Adams Family oder für die älteren von uns: das Haus von der Rocky Horror Picture Show!
Ein großer Hund bellte uns an, der Garten sah aus wie eine Müllhalde, alte Sofas, Autos und ein Pool, der als ein solcher kaum noch zu erkennen war wurden uns geboten daneben kaputte Fenster und Wäsche die aus den anderen Fenstern hing. Als dann noch eine Frau in weißen Gewändern aus dem Haus „schwebte“ waren wir soweit, den Ort schnellstmöglich zu verlassen.
Aber wohin ?
Mein Mann nach 6 Stunden Fahrt und unterzuckert 😉 war nicht mehr für etwaige Verhandlungen in der Lage. Also ich musste handeln – schnell.
Zunächst mal stornierte ich das Zimmer in dem Adams-family-house und dann überlegte ich. Mein Mann inzwischen extrem schlecht gelaunt, versuchte ich hektisch die nächste Unterkunft zu finden und eine Nachricht zu schreiben, ob wir vielleicht etwas früher kommen können, aber anrufen dachte ich wäre noch besser.
Gesagt – getan: in meinem Pitchen-Französisch versuchte ich am Telefon zu vermitteln, dass wir gern zwei Tage vor der eigentlichen Zeit kommen möchten. Oh ja – Madame an der anderen Leitung freute sich und meinte wir könnten kommen wann wir möchten. Prima! Noch 150 km weiter Richtung Süden standen wir dann in einem klitzekleinen Ort mit einem niedlichen Bistro, einem Supermarkt sowie einer Tankstelle. Ganz zauberhaft. Das Haus sah ebenfalls toll aus und wir gingen direkt auf den Vermieter zu: Bonjour – wir hatten gerade angerufen, dass wir früher kommen.
Raphael sah uns etwas irritiert an und meinte: ich bin voll belegt, wann habt ihr angerufen ?
Ich protestierte auf Französisch und meinte „Nono Nous parle avec une famme“
Welche Frau ? Meinte er. Ich bin hier allein, es gibt keine Frau am Telefon. Oh den Blick meines Mannes (ich glaube er war kurz davor sich scheiden zu lassen…) …ich versuchte immer noch verzweifelt mit Raphael zu klären, welche Frau wohl da an seinem Telefon war als mit einfiel, dass ich wohl versehentlich meine Gespenster-Frau in weißem Tuch angerufen haben muss.
Merde!
Ok -Raphael empfahl erstmal ihm in den Garten zu folgen, einen Wein zu trinken und würde man schon eine Lösung finden. Merci
Der Jardin war tres tres cholie und nach einem großen Glas Rotwein kamen wir der Lösung näher. Raffael telefonierte mit einem paar „amies“ und es gab tatsächlich ein kleines Haus in der Nähe, wo Freund noch ein Chambre für uns hatte.
Bon!
Also dann wieder ins Auto und auf kleinen Feldwegen ein paar Kilometer in die Einöde. Das Dorf hatte genau drei Häuser, eines davon gehörte Pierre (sprach gar kein Englisch) und seiner hübschen Frau Estelle.
Sie fütterten gerade die Hühner als wir die Schottereinfahrt reinfuhren. Ich liess das Fenster runter und versuchte direkt mal freundlich : Bon Soir !
Leider Stelle ich immer wieder fest, dass es mir am Vokabular fehlt. Man versucht ja dann sein nicht-wissen mit lautem Reden zu kompensieren (was ja auch nicht weiter bringt). Mein Mann versuchte dann auf englisch (nein sie verstehen kein Englisch) mit ihnen zu sprechen. Aber No! Sie verstanden nicht.
Also meinte ich auf Französisch: wir hätten gern nur eine Flasche Rotwein und ein Baguette.
Leider hatten sie kein Baguette, aber Rotwein – das wäre gar kein Problem.
Pierre meinte dann er würde aus seinem Garten ein bißchen Salat holen und uns Rührererei mit den Eiern seiner Hühner machen und ein paar Minuten später holte er uns ab und hatte in seinem Hof den Tisch so lieb gedeckt, mit einer Flasche Rotwein (ohne Etikett) und ein paar Kräcker. Das Essen später war fantastisch und die Familie so lieb.
Er meinte dann wir könnten am nächsten Tag so lange bleiben wir wollen und auch den Pool nutzen so lange wie wir möchten. Ach so nette Menschen.
Die hätten wir nicht kennengelernt, wenn alles glatt gelaufen wäre. Also ich finde oft sind die Situationen die besten.
Wir fuhren dann am nächsten Tag am späten Nachmittag von den beiden Richtung unseres richtigen Domizils aber nicht ohne uns noch mal ganz herzlich zu bedanken für de Gastfreundschaft.
Raphael freute sich schon als wir ankamen und hatte uns ein niedliches Zimmer im ersten Stock vorbereitet.
Das Haus hatte er frisch renoviert. Es war ein Haus, was mal dem Ataché von Napoleon gehört hat (naja das sagt man jedenfalls). Wunderschönes altes Gebäude mit hohen Decken und einem Kamin.
Wir bezogen unser Zimmerchen und draußen im Garten hörte man zwei ältere Damen mit Raphael über die Blumen und den Garten sprechen. Die Damen waren angetan von der Ruhe und den tollen Pflanzen.
Ich kämpfte zu dem Zeitpunkt mit einer Ansammlung von Fliegen, die sich in der Mitte unseres Zimmers einen Kreis gebildet hatten – keine Ahnung wieso.
Ich griff nach dem ersten besten was mir in die Hände viel und wirbelte es n den Kreis der Fliegen, leider fiel es bei der Aktion aus der Hand und aus dem offen Fenster in den Garten. Beim Flug erkannte ich dass es Jürgens Unterhose war.
OMG
Die Damen draußen schwiegen auf einmal und ich rannte raus, lächelte und sammelte mit den Wort: Bonjour Madam! Die Hose wieder ein.
Peinlich
Der Rest des Urlaubs war dann sehr schön und entspannt.
Also dieser Garten ist ein Traum und Erholung wird da groß geschrieben.
Wein von kleinen feinen Weingütern werden angeboten und im Ort gibt es sogar einen Bio-Laden. Dieser Ort Vernoux-en-Vivarais in der Mitte von Nirgendwo mit seiner La Villa des Charmilles ist in jedem Fall eine Reise wert.
A bientôt Raphael!


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